Kurz und knapp
- Ein Knochenleitungshörgerät überträgt Schall nicht über den Gehörgang, sondern durch sanfte Vibrationen über den Schädelknochen direkt an das Innenohr.
- Es eignet sich besonders für Menschen mit Fehlbildungen des äußeren Ohrs, Schallleitungsschwerhörigkeiten oder einseitiger Taubheit.
- Je nach Bedarf gibt es verschiedene Bauformen, von Brillen- und Headset-Varianten bis hin zu aufklebbaren oder implantierbaren Lösungen.
- Diese Technik ermöglicht natürliches Hören, auch wenn der herkömmliche Schallweg blockiert ist und kann individuell auf die Trägerin oder den Träger angepasst werden.
Was ist ein Knochenleitungshörgerät?
Ein Knochenleitungshörgerät ist eine spezielle Form des Hörsystems, das den Schall nicht, wie herkömmliche Hörgeräte, über den Gehörgang und das Trommelfell weiterleitet, sondern direkt über die Schädelknochen an das Innenohr überträgt. Dadurch können auch Menschen mit Problemen im äußeren oder mittleren Ohr wieder besser hören.
Das Hörgerät wird dabei entweder hinter dem Ohr getragen oder, je nach Modell, über einen kleinen Bügel oder ein Stirnband am Kopf befestigt. Der Schall gelangt über sanfte Vibrationen des Knochens direkt in das Innenohr, wo er vom Hörnerv aufgenommen und an das Gehirn weitergeleitet wird.
Ein Knochenleitungshörgerät kommt immer dann zum Einsatz, wenn das Trommelfell oder die Gehörknöchelchenkette nicht richtig funktioniert, das Innenohr selbst aber intakt ist. Besonders bei chronischen Mittelohrentzündungen, Fehlbildungen des Gehörgangs oder nach Operationen kann diese Technik eine hervorragende Lösung sein.
Funktionsweise eines Knochenleitungshörgeräts
Ein Knochenleitungshörgerät arbeitet technisch ähnlich wie ein herkömmliches Hörsystem, nutzt jedoch einen anderen Weg, um den Schall an das Innenohr zu übertragen. Zunächst nimmt ein empfindliches Mikrofon die Umgebungsgeräusche auf und wandelt sie in elektrische Signale um. Diese Signale werden anschließend von einem integrierten Soundprozessor verarbeitet und individuell an Ihre Hörsituation angepasst.
Anstatt die aufbereiteten Signale über einen Lautsprecher an das Trommelfell weiterzugeben, leitet das Knochenleitungshörgerät sie an einen speziellen Wandler weiter. Dieser Wandler verwandelt die Signale in feine Vibrationen, die direkt auf den Schädelknochen übertragen werden. Der Knochen leitet diese Schwingungen bis ins Innenohr weiter, wo sie, wie beim natürlichen Hören, vom Hörnerv aufgenommen und an das Gehirn übermittelt werden.
Dank dieser besonderen Technik kann ein Knochenleitungshörgerät auch dann helfen, wenn der Gehörgang oder das Mittelohr geschädigt ist.
Einsatzgebiete eines Knochenleitungshörgeräts
Ein Knochenleitungshörgerät wird immer dann eingesetzt, wenn herkömmliche Hörsysteme, etwa Hinter-dem-Ohr- oder In-dem-Ohr-Modelle, aufgrund anatomischer oder medizinischer Gründe nicht getragen werden können. Dies ist zum Beispiel der Fall, wenn die Ohrmuschel fehlt oder stark deformiert ist und sich ein klassisches Hörgerät nicht sicher befestigen lässt.
Auch bei einer sogenannten Schallleitungsschwerhörigkeit bietet das Knochenleitungshörgerät eine wirkungsvolle Alternative. Diese Form der Hörminderung entsteht, wenn das Außenohr oder Mittelohr, etwa durch eine Fehlbildung der Gehörknöchelchenkette oder durch eine Otosklerose, den Schall nicht mehr richtig an das Innenohr weiterleiten kann.
In solchen Fällen wird der Hörnerv über die Knochenleitung stimuliert. Der Schall gelangt also nicht über den Gehörgang, sondern durch feine Vibrationen über den Schädelknochen direkt in das Innenohr. Auf diese Weise kann das Knochenleitungshörgerät den Hörsinn zuverlässig unterstützen, selbst wenn der natürliche Schallweg blockiert ist.
Bauformen von Knochenleitungshörgeräten

Knochenleitungshörgeräte sind in verschiedenen Ausführungen erhältlich, die sich in Tragekomfort, Handhabung und Einsatzgebiet unterscheiden. Welche Variante am besten zu Ihnen passt, hängt von Ihren persönlichen Bedürfnissen und Ihrem Alltag ab.
Brille
Bei dieser Variante ist das Hörsystem unauffällig in die Brillenbügel integriert. Der Schall wird über den Druck der Bügel auf den Schädel weitergeleitet. Die Bedienung ist einfach, Brille aufsetzen und hören. Diese Lösung eignet sich besonders für Brillenträgerinnen und Brillenträger.
Headset
Das Hörsystem ist in ein anpassbares Kopfband integriert und wird wie ein Headset getragen. Es lässt sich schnell auf- und absetzen und bietet hohen Tragekomfort, kann jedoch mit Over-Ear-Kopfhörern schwer kombinierbar sein.
Knochenleitungshörgerät zum Aufkleben
Diese besonders leichte Variante wird direkt hinter dem Ohr auf die Haut geklebt. Sie ist ideal für Kinder, da keine Operation erforderlich ist und das System sanft aufliegt.
Stirnband
Das Stirnband bietet eine weiche, kindgerechte Lösung, die beim Spielen kaum stört. Um Druckstellen zu vermeiden, sollte es regelmäßig in der Position verändert werden.
Implantat (BAHA)
Das BAHA-System wird chirurgisch mit einer kleinen Titanschraube im Knochen verankert. Es überträgt die Vibrationen besonders effizient und bietet eine hervorragende Klangqualität, insbesondere bei ausgeprägten Schallleitungsschwerhörigkeiten.
Bei Enge & Menze beraten wir Sie ausführlich, welche Bauform des Knochenleitungshörgeräts für Ihre Hörsituation am besten geeignet ist.

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